Ein kleiner, aber feiner Beitrag!

Die Abfallwirtschaft und der Klimaschutz

Manche Menschen schauen angesichts des unbestreitbar notwendigen Klimaschutzes auch auf den Kamin des Gemeinschafts-Müllheizkraftwerks Ludwigshafen (GML) und fragen sich: „Wie viel Tonnen Kohlenstoffdioxid“ (CO2) da wohl herauskommen?“.

Zunächst: Die Abfallverbrennung ist notwendig, um sicher und hygienisch die nicht recycelbaren Restabfälle von einer Million Einwohnern der Region zu entsorgen. Das ist die Kernaufgabe! Und durch die entsteht einerseits CO2, wie bei jeder Verbrennung. Wie nachfolgend gezeigt wird, ist das aber relativ wenig CO2. Andererseits werden dabei aber mehr CO2-Emissionen eingespart, sodass die GML in Summe zum Klimaschutz beiträgt. Ein wichtiger Nutzeffekt der Abfallverbrennung ist: Aus dem Hochdruckdampf der Abfallverbrennung bei GML wird bei der benachbarten TWL Strom und Fernwärme hocheffizient erzeugt. Hierdurch wird CO2 vermieden, weil man Energie aus Abfällen und nicht aus fossilen Ressourcen erzeugt.

Hinzu kommt: Durch die Abfallverbrennung erfolgt ein Recycling von Metallen aus den Verbrennungsrückständen und schont somit weitere Ressourcen. Auch dies spart CO2 ein. In Summe führt dies dazu, dass die Abfallverbrennung bei GML einen großen CO2-Vorteil ergibt: Unter Berücksichtigung beider Effekte immerhin ca. 100.000 Tonnen / Jahr an CO2-Äquivalenten CO2eq (CO2eq = Summe der Treibhausgase CO2, Methan und andere). Sichere Entsorgung plus klimafreundliche Energieerzeugung: Also zwei Fliegen mit einer Klappe!

Neben dieser sog. Sektorenkopplung von Entsorgung und Energie hat die Abfallwirtschaft aber auch klimarelevante Auswirkungen auf andere Branchen. Deutschland hat sich zum Ziel gesetzt, seine Treibhausgas-Emissionen bis zum Jahr 2020 – bezogen auf die Emissionen des Basisjahres 1990 – um mindestens 40% zu reduzieren, bis 2030 um mindestens 55% und bis 2050 wird Treibhausgasneutralität angestrebt. In 1990 wurden noch rund 1,25 Milliarden Tonnen Treibhausgase emittiert. In 2019 waren dies nur noch knapp über 800 Millionen Tonnen CO2eq. Durch die Corona-Pandemie sind die Emissionen in 2020 nochmals gesunken, sodass Deutschland seine Ziele in 2020 erreichen könnte (aus: Bundesregierung, Klimaschutzbericht 2019, Aug. 2020: https://www.bmu.de/download/klimaschutzbericht-2019/).

Welche Rolle spielt nun die Abfallwirtschaft in den einzelnen Sektoren?

  • Der Sektor Energiewirtschaft war 2019 mit 254 Millionen Tonnen CO2eq (in 1990 noch 466 Millionen Tonnen) der bedeutendste Emittent. Zu diesem Sektor zählen auch alle Abfallverbrennungsanlagen, allerdings nur mit rund 20 Millionen Tonnen = ca. 8% (aus: Martin Treder und Dr. Martin Gehring, in „Müll und Abfall“, Teil 1 Nov. 2020, Teil 2 Dez. 2020). Durch die o.g. Effekte der Abfallverbrennung werden mehr Treibhausgase eingespart als entstehen, sodass alleine aus den biogenen Anteilen des Abfalls in 2019 über 20 Milliarden Kilowattstunden an Strom/Wärme genutzt und dabei rund 7,4 Millionen Tonnen CO2eq vermieden wurden (aus: Arbeitsgruppe Erneuerbare Energien-Statistik, Zeitreihen zur Entwicklung der erneuerbaren Energien in Deutschland, Feb. 2020).
  • Direkt danach folgte der Sektor Industrie mit 188 Millionen Tonnen CO2eq (1990 noch 284 Millionen Tonnen). In diesem Sektor werden die Emissionen aus der Mitverbrennung von Abfällen z.B. der Zementindustrie berücksichtigt, aber auch die Einsparungen durch das Recycling von Ressourcen (Papier, Metalle, Kunststoffe, Mineralik etc.). So konnten alleine aus der Schlacke der 100 deutschen Abfallverbrennungsanlagen rund 500.000 Tonnen Metalle mit einer Ersparnis von 1,3 Millionen Tonnen CO2eq zurückgewonnen werden (aus: ITAD Jahresbericht 2019).
  • Im Sektor Verkehr gab es keine wesentlichen Reduktionen – in 1990 lagen diese bei 164 Millionen Tonnen und 163 Millionen Tonnen in 2019. Die Entsorgungstransporte fließen hier mit ein.
  • Im Gebäudebereich konnte die Emission von 210 Millionen Tonnen in 1990 auf 122 Millionen Tonnen in 2019 gesenkt werden. Hierbei konnte die Fernwärme aus der Abfallverbrennung einen bedeutenden Beitrag liefern.
  • Die Landwirtschaft hat die Emissionen von 90 Millionen Tonnen in 1990 auf 68 Millionen Tonnen CO2eq in 2019 senken können.  Hier konnte auch der Einsatz von Komposten aus der Abfallwirtschaft statt Mineraldünger einen Beitrag leisten.
  • Der sog. Sektor Abfallwirtschaft mit Deponien, Kompostierungs- und mechanisch-biologische Abfallbehandlungsanlagen sowie Abwasser konnte die prozentual größte Reduzierung mit 78 % erreichen (von 37 Millionen Tonnen CO2eq in 1990 auf unter 10 Millionen Tonnen CO2eq in 2019). Die weitgehende Reduktion der Deponiegas-Emissionen war nur durch einen ganzen Strauß flächendeckender abfallwirtschaftlicher Maßnahmen möglich, vor allem durch den Ausbau der getrennten Wertstoff-Sammlung für das Recycling (z.B. Biotonne, Altpapier), bauliche Maßnahmen auf den Deponien und insb. durch die Abfallverbrennung der nicht recycelbaren Abfälle.

Wenn man diese CO2-Emissionen in der gesamten Abfallwirtschaft mit der in anderen Branchen/Sektoren vergleicht, dann ist die Abfallwirtschaft eine kleine, aber feine Branche!